Benn, Gottfried
Nachname:
Benn
Vorname:
Gottfried
Epoche:
20. Jahrhundert
Arbeitsgebiet:
Medizin
Kunst
Geburtsort:
Mansfeld (DEU)
* 02.05.1886
† 07.07.1956
Biographie drucken

Deutscher Arzt und Schriftsteller.

 

Gottfried Benn (1866-1956) wurde im brandenburgischen Mansfeld als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. 1903 absolvierte er das Abitur in Frankfurt an der Oder und studierte anschließend in Marburg und Berlin Theologie und Philologie, wechselte dann aber zum Studium der Medizin an die Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin. Im Krankenhaus Moabit absolvierte Benn eine Ausbildung zum Psychiater (Büchsel 2006, S. 57). In seiner Laufbahn arbeitete er u. a. als Hospitanz- und Unterarzt in der Charité Berlin und für das Militär (von 1914-1917als Sanitätsarzt im Kriegsdienst und 1935 alsSanitätsoffizier in Hannover). Für seine Untersuchungen zur Ätiologie der Pubertätsepilepsie ehrte ihn die medizinische Fakultät der Universität Berlin 1910 mit dem Königlichen Preis (Freybourg & Kraas 2008, S. 45 f.). 1912 arbeitete er als Pathologe im Krankenhaus Berlin-Westend, promovierte Über die Häufigkeit des Diabetes mellitus im Heer und debütierte literarisch mit Morgue und andere Gedichte. Etliche expressionistische Werke folgten, u. a. Gehirne (1916), Fleisch (1917) und Schutt (1924). Nach 1914 ist keine psychiatrische Tätigkeit Benns nachweisbar. Rückblickend kommentierte er, er habe er sich im Krankenhaus „nicht mehr für den Einzelfall interessieren“ können und die klinische Tätigkeit abgelehnt (Benn 1922, zit. nach Gann 2007, S. 9).

 

Literarische Karriere

Ab 1917 führte Benn eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin-Kreuzberg und erzielte erhebliche literarische Erfolge. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP äußerte Benn sich in Rundfunkreden und Aufsätzen zunächst positiv über den neuen Staat. Obgleich der Autor seine Haltung binnen eines Jahres revidierte, das NS-Regime seine Werke verunglimpfte und Benn aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde, kritisierten deutsche Exilschriftsteller nach Kriegsende seine Haltung in der NS-Zeit. Aufgrund des modernen, expressionistischen Stils genoss Benns Werk bei späteren Autorengenerationen hohes Ansehen. Gottfried Benn starb 1956 in Berlin.

 

Auszeichnungen

1951: Georg-Büchner-Preis.

1953: Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

1956: Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (postum).

 

Literatur

Benn, G. (1912): Morgue und andere Gedichte. München: Bücherwinkel.

Benn, G. (1912): Über die Häufigkeit des Diabetes mellitus im Heer. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Benn, G. (1916): Gehirne. Novellen. Leipzig: Wolff.

Benn, G. (1917): Fleisch. Gesammelte Lyrik. Berlin: Verlag der Aktion.

Benn, G. (1924): Schutt. Berlin: Meyer.

Benn, G. (1965): Medizinische Schriften. Hg. und Nachwort von W. Rübe. Wiesbaden: Limes.

Bevilacqua, G. (2013): Einsamer nie als im August. Rom: Istituto Italiano di Studi Germanici.

Büchsel, R. (2006 ): 50. Todestag von Gottfried Benn. Ein Leben für die Dichtung und von der Medizin. In: MMW - Fortschritte der Medizin 148, (29/30), S. 57-58.

Draesner, U. (2013): Heimliche Helden. Über Heinrich Kleist, Jean-Henri Fabre, James Joyce, Thomas Mann, Gottfried Benn, Karl Valentin, u.v.a. Luchterhand: Köln.

Dyck, J. (2009): Gottfried Benn. Einführung in Leben und Werk. Berlin: De Gruyter.

Freybourg, A.M., E. Kraas (2008): "... im Trunk der Augen." Gottfried Benn – Arzt und Dichter in der Pathologie Westend.

Gardian, C. (2014): Sprachvisionen. Poetik und Mediologie der inneren Bilder bei Robert Müller und Gottfried Benn. Zürich: Chronos.

Gann, T. (2007): Gehirn und Züchtung. Gottfried Benns psychiatrische Poetik, 1910 - 1933/34. Bielefeld: transcript.

Hannah, C. M., R. Winkler (2006): Gottfried Benn Bibliographie, Sekundärliteratur, 1957-2003. Berlin: De Gruyter.

Kolb, M. (2013): Nietzsche, Freud, Benn, and the azure spell of Liguria. In: Monatshefte für deutschsprachige Literatur und Kultur 106, (2), S.171-199.

Ries, T. (2014): Verwandlung als anthropologisches Motiv in der Lyrik Gottfried Benns. Berlin: De Gruyter.

Scherbaum, N. (1994): Gottfried Benn und die Psychiatrie. In: Fortschritte der Psychiatrie und Neurologie 62, (4), S. 105-112.

Schmidt, D. (2004): Gottfried Benn, a german poet-physician, on epilepsy in 1910-1911. In: Archives of Neurology 61, (1), S. 140-144.

 

Ansgar Fabri

 

Foto: Bundesarchiv / Quelle: Wikimedia / Lizenz: CC BY-SA-3.0

 

Zitierweise
Ansgar Fabri (2015): Benn, Gottfried.
In: Biographisches Archiv der Psychiatrie.
URL: www.biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/110-benn-gottfried
(Stand vom:08.10.2024)